Reitstall Breiniger Berg
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Ein Pony erzählt..

EIN PONY ERZÄHLT

Liebe Kinder, wisst ihr, wovon ich träume?
Von saftigen Wiesen und Sonnenstrahlen auf meinem Fell. Von frischer Luft und zwitschernden Vögeln. Ich träume von einem klaren Bach, aus dem ich trinken kann, wann immer ich durstig bin. Ich träume von einer großen Weide, auf der ich mit Artgenossen herumtoben kann.
Manchmal träume ich auch von zarten Kinderhänden, die mich streicheln, die mir frische Äpfel und Möhren füttern nach einem Ausritt über freie Felder. Ich mag es, wenn liebe Menschen mich umarmen und mir lobende Worte ins Ohr flüstern, aber von all diesen wunderbaren Dingen kann ich nur träumen, denn mein wirkliches Leben sieht ganz anders aus. Wollt ihr wissen, wie ich lebe?
Als ich noch jung war, kaufte mich ein reicher Vater für seine Tochter. Ich stand in einem Reitstall mit anderen "Freizeitpferden" und wartete Tag für Tag auf mein kleines Fräulein, das am Anfang mit Begeisterung dabei war. Allen Freundinnen wurde ich vorgeführt und oft war ich abends rechtschaffen müde, weil jede einmal auf mir reiten wollte. Doch es dauerte nicht lange, wurde ich langweilig und der neu gekaufte Computer war interessanter. Den brauchte man auch nicht striegeln und füttern und ausreiten. Immer länger stand ich allein im Stall, wurde nicht mehr gepflegt, meine Hufe wuchsen, so dass mir das Laufen wehtat und ich Gelenkentzündung bekam. Als es soweit gekommen war, dass mein Fell struppig aussah und ich hinkte, kam der reiche Vater mit einem Pferdehändler und man verkaufte mich an einen Jahrmarkt. Jetzt bin ich ein altes, kleines Pony auf der Kinderreitbahn beim Volksfest in Eurer Stadt. Zusammen mit den anderen Pferdchen gehe ich stundenlang mit schmerzenden Knochen im Kreis, immer in derselben Richtung. Alles was ich sehe, ist der Hintern des Ponys vor mir. Mein Kopf ist so tief nach unten gebunden, dass ich nicht sehen kann, wer auf meinem Rücken sitzt. Alles, was ich höre, ist der Festplatzlärm. Alles, was ich rieche, ist der Schweiß, Bratwurstdunst und die dumpfe, stickige Luft im Reitbahnzelt. Alles, was ich fühle, sind die Schmerzen in meinem Kreuz und das grobe Ziehen der Zügel in meinem Maul.
Wenn endlich alle Kinder im Bett sind, dann führt man uns in unseren winzigen Stall. Dort bekommen wir abgestandenes Wasser und trockenes Heu. Und wenn wir in Eurer Stadt unsere Arbeit getan haben, dann zerren uns grobe Menschen in einen engen Transportwagen und bringen uns in die nächste Stadt, wo uns die gleiche Qual erwartet. So geht es Tag um Tag, Jahr für Jahr, bis wir nicht mehr können.
 

Liebe Kinder, jetzt wisst Ihr, warum ich so gerne träume und meine Arbeit nur im Halbschlaf tue. Wenn ihr mir und all meinen Leidensgenossen helfen wollt, dann erzählt meine Geschichte, lasst ein Pony nicht verkommen, es ist ein Lebewesen mit Empfindungen wie Ihr und reitet nicht auf einem Festplatz!!!
 

    frei nach: Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen

Ergänzung:

Reitsport als Freizeitsport erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Pferde werden in Boxen geparkt wie Autos, aber schlechter gepflegt. Lt. Bild am Sonntag gab es 1995 in Deutschland rund 500.000 Freizeitpferde, von denen jährlich 20.000 zugrunde gehen. Tendenz steigend!

 
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